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Ausgabe 30/2019 vom 15. August 2019
3 Fragen an ...
Anka Schmid
Passend zum Filmfestival in Locarno widmen wir uns heute einem "Buch zum Film": Die Zürcher Künstlerin, Filmerin und Mediendozentin Anka Schmid berichtet uns, wie aus einem haarigen Kunstprojekt zuerst ein Film (hier noch 19 Tage online auf SRF) und erst im zweiten Schritt ein Buch in der Edition Zeitblende wurde. Mehr zu Anka Schmid erfährt man auf ihrer Website.
Oft gehört „Der Film zum Buch“. Bei Ihnen gibt es nun das Buch zum Film. Wie kam es dazu?
Ich mache Filme und Videokunst, insofern ist mein künstlerisches Medium das bewegte Bild mit Ton. So ist auch mein Essayfilm HAARIG entstanden. Zu unterschiedlichen Szenen wie Trickfilme mit Haaren, ikonografischen Abbildungen, Inszenierungen und dokumentarischen Beobachtungen erzählt eine ich-Stimme meine haarige Biografie: angefangen bei der Geburt durch die krausen Haare der Mutter über die Kindergeschichten von Struwwelpeter und Pippi Langstumpf, neuen spriessenden Härchen in der Pubertät, all den Kultbewegungen wie Hippies, Punks, Rastas bis hin zu den Hipster-Bärten und meinen ersten grauen Haaren. Als der Film in Leipzig am Filmfestival lief, wurde Gerd Wagner, Herausgeber der Edition Zeitblende, auf das Werk aufmerksam, und er machte mir den verlockenden Vorschlag, daraus ein spezielles Sach- / Kunstbuch zu erschaffen. Ich war sofort Feuer und Flamme, da mich das Medium Buch sehr fasziniert. Gerade in unserer digitalen Welt hat ein schön gestaltetes, haptisches Objekt einen speziellen Wert. Und im Gegensatz zum Film kann ich in einem (Bilder)Buch vorwärts und rückwärts blättern, nach eigenem Gefühl verweilen und immer wieder hineinschauen nach ein paar Tagen, Monaten, Jahren.
Sie erzählen eine Kulturgeschichte Ihrer Generation - warum anhand von Haaren?
Haare sind stark verwoben mit unserem Mensch-Sein: einerseits sind sie individuell gegeben durch unterschiedliche Haarfarbe und -form, andererseits unterliegen sie gesellschaftlichen Konventionen. Jede Abweichung davon ist Rebellion, wie zum Beispiel die langen Haare der Hippies. Umgekehrt zeichnen sich Polit- und Kultbewegung gerade häufig durch eine spezifische Haarpracht aus und können so zum Statement werden. Bei den Haaren ist immer auch die Gender-Frage eingeschlossen: es gibt rein biologische Unterschiede wie die Bart- und Brusthaare, zudem sind die Normen je nach Geschlecht unterschiedlich, das sieht man z.B. in der Körperrasur. Aber selbst hier spielen Modeströmungen hinein, galt doch in den 60er-Jahren eine behaarte Männerbrust als Zeichen der Virilität während aktuell die Stars ein glattrasiertes Sixpack zeigen.
Sprache offenbart vieles - nicht umsonst gibt es zahlreiche Sprichworte mit und über Haare. Welches ist ihr liebstes und warum?
MIT HAUT UND HAAREN ist mein Favorit unter den vielen haarigen Redewendungen. Mir gefällt das Körperliche und Absolute, denn wenn eine Person etwas mit HAUT UND HAAREN tut, macht sie dies mit Leib und Seele, mit Leidenschaft, ganz und gar, so wie ich mein Schaffen verstehe.
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