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Ausgabe 32/2019 vom 29. August 2019

3 Fragen an ...
Marie Louise Nabholz-Kartaschoff

Die Ethnologin Marie-Louise Nabholz-Kartaschoff ist eine der renommiertesten Textil-Expertinnen der Schweiz. In ihrem neuen Buch "Persische Textilien" (erschienen bei Anton Pustet, Salzburg) führt die Basler Kuratorin anhand der Sammlung der Familie Ramezani die Leserinnen und Leser in die faszinierende Welt dieser Textilien. 


Textilien für bedeutungsvolle Gelegenheiten - da kommen einem in unserer westlichen Welt nur die verschiedenfarbigen Altarteppiche im Rahmen des Kirchenjahrs in den Sinn. Wie ist das in Persien?
Eine wichtige Rolle spielen im heutigen Iran noch immer bestimmte traditionelle Textilien und auch bei Familien mit iranischen Wurzeln bei uns. So dienen anlässlich von Hochzeiten und am persischen Neujahr Nowruz, das ähnlich wie bei uns Weihnachten gefeiert wird, gewebte und bestickte Stoffe - oft geschätzte Erbstücke - als Unterlagen für zeremonielle Arrangements. Dabei werden auf einem „Festtisch“ oder am Boden bestimmte Gegenstände mit symbolischer Bedeutung aufgestellt, unter anderen ein Spiegel, Kerzen, Münzen, Blumen, Äpfel, verschiedene Pflanzensprossen und Beeren, ein Buch (der Koran oder ein Werk eines berühmten persischen Dichters) und eine mit klarem Wasser gefüllte Schüssel mit einem Goldfisch.

Wenn man sich mit Ihrem Buch vorbereitet hat - wo kann man in der Schweiz Persische Textilkultur bewundern?
Eine hervorragende Sammlung persischer Textilien besitzt das Museum der Kulturen Basel, in dem ich während 33 Jahren dessen international berühmte Textilsammlung betreute. In den 1980er und 1990erJahren konnte ich dort viele dieser beeindruckenden Stoffe in Ausstellungen öffentlich zeigen. Auch das Museum Rietberg Zürich konnte seine Bestände in den letzten Jahren dank Schenkungen erfreulich erweitern. In beiden Museen kann man diese aber leider nur im Rahmen von Wechselausstellungen bewundern. Für mich beeindruckend war jeweils die positive Rezeption von Besuchern, weil in der öffentlichen Wahrnehmung oft negativ geprägte Bilder von Iran dominieren. Besonders schön empfinde ich, dass Menschen ursprünglich iranischer Herkunft sich begeisterten, in den Ausstellungen viel über ihre einstige Heimat zu erfahren. Denn Textilien - ob in Buchtexten, Ausstellungen, Führungen oder Vorträgen - sind für mich als Ethnologin und langjährige Museumskuratorin offene Fenster in uns fremde Kulturen, über die sich auf diese Weise viel erzählen lässt.

Inwiefern hat sich ihr Verhältnis zu Kleidung und Stoffen durch Ihre Arbeit verändert? Haben Sie privat auch Kleidung oder Decken, Wandschmuck oder Gürtel, die nur zu ganz besonderen Gelegenheiten benutzt werden?
In meiner Wohnung hängen nur gerade zwei Textilien aus Asien, die ich einst geschenkt erhielt. Das eine ist ein kleiner Druckstoff Qalamkar – im Buch sind diese Textilien ausführlich behandelt - mit einer Nischen-Darstellung (Mihrãb), wie er als Gebetsunterlage diente oder als Wandbehang, vor dem Frauen zuhause beteten. Wie in einer Moschee des Ursprunglands muss er deshalb auch hier bei mir Richtung Mekka ausgerichtet sein. Die aktuelle Ethnomode ist nicht mein Ding, aber bei grosser Hitze trage ich gern eines meiner Hüfttücher aus Bali, und selbstverständlich kleidete ich mich bei Tempelfesten und Ritualen meiner Gastfamilien in dortiger traditioneller Weise. Hier schmücke ich bei besonderen Gelegenheiten gern schlichte schwarze Kleidung mit einem Shawl aus Kashmir, Thailand, Laos oder Bali, die ich bei den Herstellern erworben hatte und zu denen ich deshalb eine innige Beziehung habe. Der mir liebste stammt aus Thailand; er wurde mir 1994 nach einer Rede zu Eröffnung eines neuen Museums in Surin als Ehrengeschenk überreicht.


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