Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 36/2022 vom 29. September 2022

5. Eine Frage an
5. Dana Grigorcea zu Frauen im Literaturbetrieb

Dana Grigorcea, der Netzwerkanlass «Frauen* im Literaturgetrieb» fand diesen Sommer zum ersten Mal statt. Sie hielten die Eröffnungsrede. Warum engagierten Sie sich?
Dana Gricorcea: Gute Frage! Das Thema war in den letzten Jahren so präsent, dass sich viele seiner schon überdrüssig sind. Werden nicht überall im Literaturbetrieb Frauen gefördert? «Starke Frauen», «junge Frauen», «Frauen mit Migrationshintergrund» usw., als könnte die Literatur soziale Ungerechtigkeiten irgendwie wettmachen. Ich habe mich bis zum Symposium nie zum Thema geäussert, vielleicht auch aus Verlegenheit, als Schriftstellerin in den Verdacht zu geraten, ich würde mich als förderungswürdig hinstellen. Aber dann wurde ich angefragt, eine Rede am Symposium zu halten. Und da fiel mir ein, das Thema ist nicht erst ein paar Jahre, sondern mindestens hundert Jahre alt. Und der Weg ist noch nicht zu Ende gegangen. Der Telegramme-Verlag von mir und meinem Mann Perikles Monioudis ist unser Autorin-und-Autor-Verlag. Dort drucken wir alles, was uns Freude macht, so auch wiederentdeckte Klassiker, zum Beispiel «Fenitschka» von Lou Andreas-Salomé. Da wird bereits alles zu den Frauenrechten ausformuliert, so feinsinnig, dass es unter die Haut geht. Das Schauspielerpaar Ariela und Thomas Sarbacher gingen mit der Novelle auf Tour, das Publikum war hingerissen. Aber was hat die männliche Literaturkritik heute noch zum Buch geschrieben? «Die russisch-deutsche Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé ist eher durch ihre schillernde intellektuelle Persönlichkeit und durch ihre Beziehungen zu Nietzsche, Rilke und Freud in Erinnerung geblieben als durch ihre zahlreichen Schriften. (…) Aber ihre duftige Prosa fasziniert durch feine Risse und Brüche.» Klingt nach einer Petitesse. Oder würden Sie eine Autorin mit duftiger Prosa in Ihrem Verlag drucken, in Ihrer Buchhandlung verkaufen oder sonstwie fördern? Wenn Sie die Chance haben, ihre Literatur zu entdecken, vielleicht schon. Für diese Chance, und dass uns gewichtige Literatur nicht durch die Lappen geht, lohnt es sich, das Thema «Frauen im Literaturbetrieb» aktuell zu halten.

Dana Grigorcea hat Ihre Rede, die sie am 18. Juni in Bern hielt, nochmals erweitert und überarbeitet: «Über Frauen und Eidechsen».

Weitere Themen:

1. St. Gallen
1. Ein Nachfolger für die Rose

2. Exklusiv für den SBVV
2. Besuch im Piatti-Archiv am 27. Oktober

3. SBVV
3. Merkblatt zum Energiesparen

4. Serafina
4. Haupt-Verlag und Cynthia Häfliger nominiert

6. Digitale Buchtage Schweiz
6. Rück- und Ausblick

7. KLV
7. Thomas Hotz wird Verlagsleiter

8. Loorentag
8. Klang der Sprache, Klang des Klaviers

9. Deutscher Sachbuchpreis
9. Ausschreibung startet

10. Preis der Leipziger Buchmesse
10. Bewerbungsstart

11. Frankreich
11. Porto-Kosten für Buchsendungen

12. SBVV-Weiterbildung
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13. Preise
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14. Diverse Meldungen
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15. In memoriam
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16. SRF-Bücherliste
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Schreiben und verlegen Hand in Hand: Dana Grigorcea und Perikles Monioudis. © Telegramme

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