Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 26/2019 vom 27. Juni 2019
4. 3 Fragen an ...
4. Pierre Thomé
Heute Abend findet der Netzwerk-Apéro der Hochschule Luzern Design & Kunst statt (Messe Luzern, Halle 3, Horwerstrasse 87, ab 17.30 Uhr). Zum ersten Mal soll aus der Ausstellung der Abschlussarbeiten eine Art Branchentreffen werden – eine Folge des intensiveren Austauschs innerhalb der Schweiz nach dem Gastlandauftritt der Schweiz an der Kinderbuchmesse in Bologna. Eingeladen sind alle, die in Verlagen, an Festivals, in Museen, in den Medien oder verwandten Bereichen mit Illustrator/-innen arbeiten. Pierre Thomé ist seit 2002 Leiter der Studienrichtung Illustration an der Hochschule Luzern Design & Kunst.
Die HSLU Design & Kunst in Luzern bietet als einzige Schweizer Hochschule einen Bachelorabschluss in Illustration an. Wie ist es dazu gekommen?
Dass es eine Studienrichtung Illustration gibt, das verdankt die Hochschule Luzern dem ehemaligen Rektor, Benno Zehnder. Eigentlich war Benno Maler, aber dann war er auch Lehrer und hat in England, genauer gesagt an der Bath School of Art and Design, die Abteilung für Visuelle Kommunikation geleitet, ist dort der Illustration als Studienfach begegnet und war so begeistert, dass er dafür sorgte, dass man das auch in der Schweiz studieren kann. Die ersten Dozenten hat er praktischerweise gleich mitgebracht. Zum Beispiel Mike McInnerney, der in Bath Axel Scheffler unterrichtet hat. Seitdem hat sich einiges geändert. Heute vermitteln wir Zeichnen als Sprache, also: Was erzähle ich, wie erzähle ich es, wie wird es gelesen? Ob jemand das Gelernte in Comic anwendet, im Bilderbuch oder in der Form des Computerspiels, das überlassen wir den Studierenden. Weiter übt Susanna Stammbach einen prägenden Einfluss aus: Sie unterrichtet Schrift und Bild, Buchdramaturgie, Kunstwerk Buch und zeigt, wie man das Buch als Objekt denkt. Seit ein paar Jahren unterrichten mit "Raining Elephants" eine neue Generation von Bilderbuchillustratorinnen, und solche Vorbilder wecken ein neues Interesse am Bilderbuch. Wir unterrichten nicht speziell Bilderbuch, aber wenn sich jemand für das Feld interessiert und engagiert, bekommt er oder sie die beste Betreuung, die wir bieten können.
Was sind die Besonderheiten des Bilderbuchmarkts Schweiz - aus Ihrer Sicht?
Manchmal denke ich, die jungen Schweizer Autoren sind zu wenig hungrig - es scheint als ob eine überproportionierte Ambition in der Schweiz als unhöflich betrachtet wird. Auf Verlagsseite sehe ich sowohl zu viel, als auch zu wenig "Respekt" vor dem Autor. Als Vergleich: Die grossen englischen Verlage setzen geschulte Teams ein, die die Autoren in der Art klassischer Lektoren begleiten und beraten. Sie arbeiten in Teams, um privaten Vorlieben keine Bühne zu geben. Es gibt Ansprechpartner für Text und andere fürs Bild, sogar Expertinnen für die Schrift und Dramaturgie. Im Idealfall ist das Endergebnis eine optimierte Version des ersten Entwurfs, im schlimmsten Fall ist ein tolles Projekt ruiniert durch das, was die Angelsachen als "Design by commitee" bezeichnen ("Tod durch den kleinsten gemeinsamen Nenner"). Zurzeit, so mein Eindruck, sucht man in der Schweiz einen eigenen Weg – das ist gut. Leicht ist das nie und die Schweizer Verlage verfügen oft nicht über die dafür notwendigen Ressourcen. Eine glückliche Besonderheit der Schweiz ist das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sprachkulturen, also auch unterschiedlicher visueller Kulturen, sowie eine gewisse Kontinuität - es gibt Bücher wie Lisa Wengers "Joggeli söll go Birli schüttle", die werden seit über hundert Jahren immer wieder verlegt. So etwas verbindet Generationen.
Was sind Ihrer Meinung nach die Nachwirkungen des Gastlandauftritts der Schweiz an der Kinderbuchmesse in Bologna?
Dass man ins Ausland gehen muss in der Heimat gehört zu werden.
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