Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 29/2019 vom 08. August 2019
4. Amazon und Stiftung Lesen in Deutschland
4. Eklat um eine Million Märchenbücher
Zum Weltkindertag am 20. September startet in Deutschland eine Aktion, bei der die Stiftung Lesen und Amazon gemeinsam eine Million Märchenbücher verschenken wollen. Sie enthalten elf Märchen der Brüder Grimm und fünf neu geschriebene Märchen im Amazon-Imprint "Tinte und Feder". Verteilt werden die Bücher von den Buchhandelsketten Thalia und Hugendubel. Im unabhängigen Buchhandel taucht das Buch nicht auf. Der Präsident der Stiftung Lesen Jörg F. Maas erklärte die Aktion damit, dass "das Lesen seinen Platz im Alltag der Menschen findet und behält." Der Internet-Händler Amazon sei erst kürzlich dem Gremium beigetreten und es sei zu begrüssen, dass er bereits mit einer "eigenen Idee" komme, die "über das Netzwerk aus Unternehmen und Institutionen aufgegriffen und multipliziert werden."
Seit die geplante Aktion am 23. Juli publik wurde, füllen sich die Kommentarspalten mit wütenden und enttäuschten Stimmen aus der Buchbranche. Joerg Pfuhl, CEO der Holtzbrinck Buchverlage und Stiftungsvorstand bei der "Stiftung Lesen", kritisierte daraufhin den "Empörungsreflex" des Buchhandels, wenn Amazon im Spiel sei und führte als Argument die Leseförderung an: Spätestens seit den Ergebnissen der Quo-Vadis-Studie gehe es darum, "neue Leser zu finden und zu binden" (s. Börsenblatt 31.7.2019). Thalia-CEO Michael Busch führte aus, dass die Stiftung Lesen und Amazon daran arbeiten würden, den gesamten Handel einzubinden (s. Buchreport 5. 8. 2019). Gut möglich, dass man von Seiten der Hauptakteure nicht auf eine derart heftige Reaktion aus der Branche gefasst war.
Der deutsche Börsenverein hat ebenfalls dezidiert Stellung bezogen. Börsenverein-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis kritisierte die Wahl von Amazon als Kooperationspartner und die fehlende Einbindung des unabhängigen Buchhandels, daher werde der Börsenverein seine Mitgliedschaft in der Stiftung Lesen überdenken. Von der geäusserten Kritik, dass der Börsenverein als Mitglied des Stifterrats im Vorfeld keinen Einspruch geleistet habe, distanziert sich Alexander Skipis: "Weder der Börsenverein noch das unabhängige Sortiment waren zu irgendeinem Zeitpunkt in das Projekt der Stiftung Lesen zum Weltkindertag eingebunden", sagte er gestern auf Anfrage. "Es gab bislang auch keinerlei Gesprächsanfragen an uns bezüglich der Teilnahme des unabhängigen Buchhandels. Es ist bedauernswert, dass die Stiftung Lesen bei ihren Aktionen immer wieder die Nummer Eins der Leseförderung nicht mit einbezieht, nämlich den unabhängigen Buchhandel, der tagtäglich und mit hohem persönlichen Engagement Menschen das Lesen und Literatur vermittelt. Darin liegt das Grundproblem zwischen der Stiftung Lesen und dem Buchhandel." Zur Schwäche des inhaltlichen Konzepts der Aktion habe sich Kirsten Boie bereits treffend geäussert (s. Deutschlandfunk 30.7.2019). Zudem sei die Wahl von Amazon als Kooperationspartner für die Buchbranche ein Affront: "Die erklärte Strategie dieses Unternehmens ist es, Buchhandlungen und Verlage aus dem Markt zu drängen – zulasten der Qualität und Vielfalt des deutschen Buchmarktes." Zur Frage, ob und wann es zum Bruch von Börsenverein mit der Stiftung Lesen kommt, sagt Alexander Skipis: "Wir nehmen die aktuelle Aktion zum Anlass, unsere Mitgliedschaft im Stifterrat der Stiftung Lesen auf den Prüfstand zu stellen. Das werden wir jetzt in Ruhe und unter Einbeziehung aller Argumente diskutieren."
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