Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 13/2020 vom 02. April 2020
8. Corona Lockdown III
8. Viel Bewegung auf den Online-Shops der unabhängigen Buchhandlungen
Eine kleine Umfrage zum Thema Online-Bestellungen in den unabhängigen Buchhandlungen in der Schweiz zeigt den enormen Einsatz, die Kreativität und eine grosse Kundensolidarität:
Cornelia Schweizer, Buchhandlung am Hottingerplatz Zürich: Das Bestellvolumen über den Webshop hat kräftig zugelegt. Wir ertrinken fast in den Bestellungen! Und bekommen ganz viele neue Kundenadressen. Mit dem Küche & Haushalt Laden schräg gegenüber haben wir einen gemeinsamen Flyer kreiert ZEIT ZUM KOCHEN UND LESEN und bieten Hauslieferdienst an. In Hottingen liefert unser Fabian Schmid per Velo.
Martin von Matt, Buchhandlung von Matt Stans: Das Bestellvolumen online hat deutlich zugenommen. Unsere Kunden unterstützen uns. Wir haben sowohl einen Abholschrank organisiert, draussen, geschützt wo wir die Bücher für unsere Kunden bereitlegen. Dazu haben wir einen Lieferdienst per Velo aufgezogen, welchen die Leute sehr sympathisch finden. Es laufen schon Wetten, ob der Inhaber der inhabergeführten Buchhandlung dabei als positiver Nebeneffekt etwas abnehmen wird. Postpakete und Lieferung in die Milchkästen je hälftig.
Ricco Bilder, Buchhandlung sec52 Zürich: Mir bleibt eigentlich gar keine Zeit zu antworten, da wir von früh am Morgen bis spät in den Abend hinein Onlinebestellungen bearbeiten, verschicken, vorbeibringen und unsere Kundschaft zu Freundinnen und Freunden werden. Wäre der Anlass, der Grund, kein derart bedrohlicher und trauriger, so wäre das Ganze ein Fest. So aber sehne ich mich in die Normalität zurück, nicht wegen dem Laden, der alte Kahn hat schon manchem Sturm getrotzt, sondern weil das dann bedeuten wird, dass der Schrecken zuende ist, und Abertausende wieder lachen und sich umarmen dürfen.
Sandra Bellini, Buch Bellini Stäfa: Wir liefern täglich in die umliegenden Gemeinden mit freiwilligen Velokurieren (gratis oder drei Franken für grössere Distanzen) und mit Post zu vergünstigten Tarifen. Unser Bestellvolumen hat sich im Webshop verdoppelt, via Newsletter, Instagram und Facebook haben wir unsere Kunden rundum informieren können. Dank einem Zeitungsartikel haben wir auch neue Kunden dazugewinnen können, Tendenz: steigend! Dank dem Mehraufwand und den flexiblen Mitarbeitern sind die Umsatzzahlen momentan sogar über dem monatlichen Durchschnitt.
Martin Bosshard, Buchhandlung im Volkshaus Zürich: Das Bestellvolumen über die diversen elektronischen Bestellwege ist nach unserem ersten Info-Letter "Hamsterkäufe erwünscht" vom 16. März 2020 an alle unseren Kundinnen und Kunden mit Mailanschrift förmlich explodiert, und der Tsunami dauert an. Wir haben über 500 Fakturen geschrieben vom 17.-30. März 2020. Zunehmend erreichen uns auch immer mehr im Voraus bezahlte Bestellungen (erfreulich). Der Bestelleingang dauert unvermindert an (sehr erfreulich). Wir bieten nebst Belieferung durch uns –auf dem Platz Zürich kostenfrei – oder durch die Post seit gut einer Woche auch eine Abholmöglichkeit auf unserem grünen Tisch vor unserer Buchhandlung an.
Ruth Baeriswyl, Chinderbuechlade Bern: Wir haben sehr viel mehr Bestellungen. Vorher waren es Kunden aus der ganzen Schweiz, die unsere Themenauswahl für die Schule brauchten, und jetzt sind es sehr viele Kunden aus Bern, die nicht in den Laden können. Im Geschäft sind wir coronamässig sehr eingeschränkt, aus Platzgründen (zwei Meter Abstand) können wir nur zu zweit arbeiten.
Laurin Jäggi, Buchhandlung Librium Baden: Wir spüren derzeit eine grosse Welle der Solidarität, das ist neben dem ganzen Stress auch sehr schön! Bei uns hat sich das Bestellvolumen enorm vergrössert über den Shop, genaue Zahlen habe ich nicht bereit. Das Volumen der Pakete, die wir täglich verschicken hat sich etwa verzwanzigfacht. Wir haben sofort nach der PK, als klar war, dass wir schliessen müssen über alle Kanäle informiert und einen Wahnsinns-Rücklauf erlebt. Das allermeiste läuft über die Post, wir machen aber auch Hauslieferung wenn es am Weg liegt, oder in unmittelbarer Nähe ist. Die ersten beiden Wochen waren sehr anstrengend und sehr viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt, wir konnten einen nicht unwesentlichen Teil des Umsatzes über Versand generieren.
Alban Dillier, Bücher Dillier Sarnen: Das Bestellvolumen über die Onlineshops ist explodiert. Wir haben sehr schnell per Newsletter, Facebook, Instagram, Anzeigen usw. unsere Kunden informiert, dass wir innerhalb dem Sarneraatal die Bestellungen per Fahrrad und Auto ohne Versandkosten in die Briefkästen oder vor die Haustüre liefern mit Rechnung. Gefühlt wird es jeden Tag mehr, es spricht sich herum. Bei uns sind es etwa fünf Prozent Postpakete, der Rest Hauslieferung mit Velo und Auto
Charlotte Nager, Buchhandlung mille et deux feuilles Zürich: Bis anhin wurde unser online-shop zu 80 bis 90 Prozent für Recherche gebraucht, jetzt läuft halt das ganze Geschäft online. Das heisst, es sind unsere Stammkunden und -kundinnen, die ihre Bücher jetzt online bestellen, neue Kundinnen sind hinzugekommen und das Bestellvolumen steigt laufend an. Mit unserem jetzt wöchentlichen Newsletter verschicken wir jeweils Lesetipps, die rege genutzt werden, ab dieser Woche gibt es auch jede Woche ein vorgelesenes Gedicht. Die Lieferungen in Zürich machen wir per Velo – wir haben auch einige HelferInnen, die beim Austragen unterstützen. Es sind ungefähr zwei Drittel Velolieferungen, ein Drittel Post. Was in den letzten Tagen hinzu gekommen ist: Viele Kundinnen und Kunden verschicken Bücher als Geschenke über uns.
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