Schweizer Buchhandels- und
Verlags-Verband SBVV

Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 39/2019 vom 17. Oktober 2019

7. Kontroverse
7. Heftige Debatte um Nobelpreis für Handke

Der letzte Woche an Peter Handke verliehene Nobelpreis 2019 ist auch an der Frankfurter Buchmesse ein grosses Thema - mit Paukenschlag auf die Agenda gesetzt bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises von Preisträger Saša Stanišić ("Herkunft"). Stanišić kritisierte Handke wegen dessen proserbischen Texten in seiner Preisrede scharf: "Dass man sich die Wirklichkeit, indem man behauptet, Gerechtigkeit für jemanden zu suchen, so zurechtlegt, dass dort nur noch Lüge besteht, das soll Literatur eigentlich nicht." Stanišić wurde für sein autobiografisches Buch ausgezeichnet, das die Flucht des 14-Jährigen von seiner Heimatstadt Višegrad nach Deutschland beschreibt. Višegrad ist auch Schauplatz von Handkes umstrittenen Texten. Hier geht es zu Saša Stanišićs emotionaler Rede.

Scharfe Kritik kommt auch von PEN America: "Wir lehnen die Entscheidung ab, dass ein Schriftsteller, der dokumentierte Kriegsverbrechen in Frage stellt, für seine "sprachliche Genialität" gefeiert werden soll", heisst es in der Presseerklärung. Das deutsche PEN-Zentrum zog nach und veröffentlichte ein Statement auf Facebook, dass man die Entscheidung des Nobelpreiskomitees bedaure: Es sei nicht zu erkennen, inwiefern das Werk Handkes angesichts der öffentlichen Parteinahme für Slobodan Milošević und Radovan Karadžić im Sinne der Satzung von Alfred Nobel sei, nämlich dass der Preis an einen Schriftsteller gehe soll, "der in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung produziert hat". Ein für gestern angesetzter Medientermin mit Peter Handke in dessen österreichischen Heimatgemeinde Griffen ist nach einem Eklat am Dienstagabend abgesagt worden. Handke war von Journalisten auf die Kritik des Buchpreis-Trägers Saša Stanišić angesprochen worden, worauf er offenbar erzürnt reagierte und angab, er wolle nie mehr mit Journalisten reden. Die heutige "Zeit" widmet sich dem Thema ebenfalls in seiner Titelgeschichte. Zur Kontroverse gibt es bereits eine grosse Reihe an Artikeln und Kommentaren, die im Netz frei zugänglich sind und den Preis an Handke verurteilen oder unter Berücksichtigung seines Gesamtwerks verteidigen, von Zeit Online ("Dieser Preis war nie politischer") über News ORF ("Peter Handke und das Jugoslawien-Trauma") bis Tagesspiegel ("Der Schamane aus Chaville").

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