Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 49/2021 vom 23. Dezember 2021
8. In memoriam
8. Klaus Wagenbach ist tot
Am 17. Dezember ist in Berlin Klaus Wagenbach gestorben. Der Gründer des Wagenbach-Verlags hat sowohl die Buchszene als auch die unabhängige Verlagsszene geprägt wie kaum ein anderer. Er gehörte zu den Grossen der Branche, liebte Kafka und Italien und schwamm ständig gegen den Strom. Schon als Kind: 1930 wurde er in Berlin in eine düstere Zeit hineingeboren. So wie sein Vater sich weigerte, aus beruflichen Gründen in die Partei einzutreten, so ging auch der Sohn nicht zur Hitlerjugend. Und später, als Lektor bei S. Fischer, protestierte Wagenbach dagegen, dass ein DDR-Verleger auf der Frankfurter Buchmesse verhaftet worden war. Das kostete ihn seinen Job. 1964 gründete er seinen eigenen Verlag. Er blieb umtriebig – was ihm zahlreiche politische Anfeindungen eintrug. In seinem Nachruf zitiert das Börsenblatt den Verleger: «In den 70ern sass ich mehr im Gerichtssaal als im Verlag, ich bin wegen der albernsten Sachen verknackt worden.» Zum Glück habe er jedoch Otto Schily, den späteren Bundesinnenminister, als Anwalt gehabt. «Es gibt – bleiben wir milde – gewisse Zeiten, in denen man keine Prozesse gewinnen kann», so Klaus Wagenbach. «In Westberlin reagierte der Antikommunismus. Die Absicht der Staatsanwälte war, den Verlag zu schliessen, davor hat mich Otto bewahrt.»
2002 übergab Klaus Wagenbach die Leitung seines Verlags seiner Frau Susanne Schüssler, er nahm aber immer noch zahlreiche Aufgaben wahr. In der Branche bleibt er wegen vielerlei in Erinnerung – zum Beispiel wegen seiner rotbestrumpften Füsse oder der sogenannten «Herzklausel». In Lektorkreisen gehört dieses Wort längst zum Repertoire. «Wenn wir uns in der Lektoratsrunde nicht einigen können und ein Lektor sagt, das Buch sei für ihn eine absolute Herzensangelegenheit, dann gilt das Manuskript als angenommen, Rechtsmittel sind unzulässig», beschrieb Klaus Wagenbach seine Wortschöpfung.
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