Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 43/2020 vom 12. November 2020
10. 3 Fragen an ...
10. Franz Hohler
Ein Auf und Ab der Gefühle bei den Literaturveranstaltungen 2020 – hier aus der Sicht von Franz Hohler.
Franz Hohler, Wie erleben Sie die Literaturveranstaltungen im Corona-Jahr mit den Schutzmassnahmen?
Die Lesungen die ich zwischen Sommer und Herbst hatte, gingen erstaunlich gut. Würde ich das maskierte Publikum nicht sehen, würde mir nichts auffallen, das prinzipiell anders wäre. Auch wenn ich selbst Zuhörer oder Zuschauer bin, gewöhne ich mich rasch an die Maske, aber natürlich ziehe ich sie draussen gern wieder aus. Die Veranstalter und Organisatorinnen sind alle äusserst sorgfältig mit ihren Schutzkonzepten, deshalb habe ich gehofft, man bleibe bei der Verordnung, in Theater und Kino nur jeden zweiten Platz zu besetzen. Eine Möglichkeit ist ja das Ausweichen auf Online-Auftritte. Den Schweizer Beitrag für das Berliner Climate Fiction Festival (4. bis 6. Dezember) mit Ruth Schweikert, Marcel Hänggi und mir haben wir soeben im Strauhof aufgenommen, moderiert wurde er von Sieglinde Geisel, die aus Berlin zugeschaltet war. Es wäre betrüblich, wenn dies die Kommunikationsform der Zukunft wäre, ich hatte immer gern ein leibhaftiges Publikum. Auf meinem Jahreswandkalender habe ich zu jeder Lesung oder Veranstaltung, die wegen Corona abgesagt wurde, ein rotes C gesetzt. Heute habe ich sie gezählt. Es sind 49.
Stellen Sie eine steigende Nervosität fest im Veranstaltungsbereich?
Ja, die Unsicherheit in der Planung macht alle ziemlich hilflos. Was ich in den letzten Tagen öfters höre, ist, dass zu einer Veranstaltung, für die sich 50 Leute angemeldet haben, nur noch die Hälfte wirklich kommen, und zwar ohne abzusagen. Die Angst ist ein selbstverständlicher Begleiter geworden.
Macht uns unter Umständen auch die Erkenntnis nervös, dass unser Lebensstil grundsätzlich in Frage gestellt ist?
Wir haben keine Übung mehr im Unsichersein. Wir sind zunehmend mit Sicherheit verwöhnt worden. Mich erinnert die jetzige Situation oft an den Reaktorunfall von Tschernobyl 1986, als eine radioaktive Wolke auf die Schweiz und Mitteleuropa zukam und niemand wusste, was das bedeutete. Auch damals kam es zu Hamsterkäufen, und das Toilettenpapier wurde knapp. Kein Bundesrat konnte sich zu einer klärenden Ansprache aufraffen. Letzteres ist heute anders, der Bundesrat zeigte sich von Anfang an und hat stets versucht, sich der Situation zu stellen. Inzwischen ist ja in der Bevölkerung ein Glaubenskrieg ausgebrochen über Nutzen oder Unsinn der Massnahmen, und wir haben wieder einmal keine Wahl, als selber zu Experten zu werden. Manchmal hoffe ich einfach, das Virus verschwinde so rasch, wie es gekommen ist.
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