Newsletter Schweizer Buchhandel
Ausgabe 46/2023 vom 07. Dezember 2023
7. Pisa-Studie
7. Schere in der Lesekompetenz ging weiter auf
Am 5. Dezember stellte die OECD die Ergebnisse der Pisa-Erhebung 2022 vor. Die Erhebungen finden üblicherweise alle drei Jahre statt; die für 2021 geplante Erhebung wurde aber wegen der Coronapandemie um ein Jahr verschoben. PISA ist die weltweit grösste Schulleistungsstudie und untersucht die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen. Pisa fragt nicht Faktenwissen ab, sondern untersucht, ob Schülerinnen und Schüler ihr Wissen anwenden und Informationen sinnvoll verknüpfen können. Die Lesekompetenz ist auch in der Schweiz auf einem besorgniserregend tiefen Niveau: Ein Viertel der Schülerinnen und Schüler verfügt im Alter von 15 Jahren kaum über Grundkompetenzen, 2015 war es noch ein Fünftel (2018: 24 Prozent). Alle Resultate für die Schweiz sind im Bericht des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation und der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren zusammengestellt: PISA 2022: Die Schweiz im Fokus.
Christine Tresch arbeitet am Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien im Bereich Literale Förderung. SIKJM-Projekte wie «Buchstart» oder der «Schweizer Vorlesetag» verfolgen das Ziel, Kindern und Jugendlichen möglichst vielfältige Zugänge zu Sprache und Literatur zu ermöglichen. Wir fragten bei Christine Tresch nach:
Haben Sie die Ergebnisse in der Pisa-Studie im Lesen in irgendeiner Form überrascht?
Christine Tresch: Die Ergebnisse haben mich nicht überrascht, sie bestätigen die Resultate der Pisa-Studie 2018. In der Schweiz geht die Schere zwischen guten Leserinnen und Lesern und leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern weiter auf. Und die Resultate bestätigen den Trend, dass das vertiefte Lesen einen schweren Stand hat gegenüber schnellen und oberflächlicheren Lektüren im Netz.
Die Schweiz hat leicht besser abgeschnitten im Bereich Lesen als Deutschland und Österreich. 14 Länder erzielten höhere Ergebnisse, 9 Länder ein vergleichbares Ergebnis und 57 Länder ein tieferes. Wie interpretieren Sie das vergleichsweise gute Abschneiden der Schweiz im Ländervergleich?
Ich würde dem Ranking keinen allzu grossen Stellenwert beimessen. Die «Rangliste» der mit der Schweiz vergleichbaren Länder kann in vier Jahren schon wieder anders aussehen. Letztlich geht es darum, dass unser Bildungssystem es allen Schülerinnen und Schüler ermöglicht, ihre offizielle Schulzeit mit soliden Lesekompetenzen abzuschliessen. Dabei ist das ganze Netzwerk Familie, Betreuung, Schule und Bibliothek gefordert.
Welche politischen Signale sendet die aktuelle Pisa-Studie?
Dass der frühen Sprachförderung eine zentrale Rolle zukommt und dass in diesem Bereich mehr investiert werden muss; dass für die schulische und ausserschulische Leseförderung genug Ressourcen zur Verfügung stehen sollten, um leistungsschwache Schülerinnen und Schüler bis ans Ende ihrer Ausbildung mit geeignetem Lesetraining und einem vielfältigen Lektüreangebot in ihren Lesekompetenzen und positiven Erfahrungen mit Lektüren zu stärken.
Medientipps: SRF-Beitrag zur Pisa-Studie 2022 / SRF-Beitrag zum Thema Lesen im Rahmen der Pisa-Studie 2022: «Wie wird Lesen wieder cool?»
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